Zunächst einmal finde ich es sehr wichtig in Betracht zu ziehen, aus wessen Position Funktionalität und Nutzen unserer heutigen Stichtagsrechenwerke betrachtet werden.
Für externe Bilanzadressaten ist dies einfach die einzige Information, die ihnen heute geboten wird.
Die Abschlußprüfer (CPAs) müssen diesen Machwerken (offiziell) ebenso hohe Beachtung zollen, sind sie doch, ex lege, die Wahrer der Interessen der "externen Eigentümer" (principals).
Aus Sicht der Unternehmensleitung (CEO, "angestellter Unternehmensleiter", agent) hingegen läßt sich der Nutzen dieser Instrumente schon viel schwerer erschließen. Die berühmte"Selbstinformationsfunktion" einer Bilanz kann, aus heutiger Sicht, bei monatelangen Erstellungs- und Prüfungszeiträumen im Vergleich zu tagesaktuellen, nicht-aggregierten internen Informationen aus prozeßgesteuerten DV-Systemen, welche zudem nicht dem Nachteil der irgendeiner Norm entsprechenden, willkürlichen Strukturierung und "Bewertung" ausgesetzt sind, nur noch als Witz aufgefaßt werden. Da sich aber "beim Geld der Spaß aufhört", sind CEOs daher auch nicht bereit mehr als das absolut durchsetzbare Minimalhonorar für diese Form der "Dienstleistung" aufzubringen.
Das Ergebnis dieser spannenden Interessenskonstellation ist für logisch denkende, unvoreingenommene Beobachter keine "unvorhersehbare Überraschung", die aus einer "Erwartungslücke" resultiert, sondern eine schnurgerade, zwingende Entwicklung: ein vernichtender Honorarwettbewerb, der zu Lasten der "Qualität der Abschlußprüfung" geführt wird (was immer man angesichts der ökonomischen Irrelevanz von Bilanzdaten unter dieser "Qualität" auch verstehen mag). Ebenso logisch und zwingend ist es, dass der Berufsstand der Prüfer (CPAs) in dieser Konstellation nach einem Ausweg suchen wird, um mit seinen Dienstleistungen endlich auch einmal die Kunden (CEOs) zufriedenzustellen und so für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation entstehen zu lassen. In der betriebswirtschaftlichen Beratung der Kunden wurde eine solche, von diesen tatsächlich wertgeschätzte, Dienstleistung mit der vielversprechenden Aussicht auf eine Win-Win-Situation schließlich gefunden.
Durch die rasante technologische Entwicklung wurden zahlreiche"Kernkompetenzen" der CPAs (v.a. im Umfeld der klassischen Buchhaltung) obsolet. Aus diesem Grunde wurde schon im Jahr 1997 vom AICPA (American Institute of Certified Public Accountants) der CPAVision-Process ins Leben gerufen, ein USA-weiter Brainstorming-Workshop mit der Zielsetzung, zu erkunden, welche Inhalte der Beruf des CPA nach dem Jahr 2010 haben könnte (die Ergebnisse dieses spannenden Workshops sind auf der Website http://www.cpavision.org publiziert). Der "Core Purpose" der Dienstleistung eines CPA wurde dabei wie folgt formuliert:
"Making sense of a changing and complex world."
Faszinierend ist v.a. auch, dass auf der gesamten CPAVision-Websitedie klassische Jahresabschlußprüfung kein einziges Mal mehr erwähnt wird! Sollte der visionäre Teil des Berufsstandes schon 1997 erkannt haben, dass dieses Geschäftsmodell "nicht für die Ewigkeit gemacht" ist...??
Man sollte es sich daher bei der Beurteilung der Beratungsleistungen der Prüfer nicht zu einfach machen (nach dem Motto "ein Prüfer soll nur prüfen, alles andere hat mit seinen Pflichten nichts zu tun und gefährdet nur seine Unabhängigkeit")! Die fundierte betriebswirtschaftliche Beratung ist in der Tat das einzige Geschäftsfeld, das den CPAs in Zukunft wirtschaftlichen Erfolg vermittels zufriedener Kunden wird bescheren können. Das offizielle Verbot der gleichzeitigen Beratung (gemäß Sarbanes-Oxley Act) ist so gesehen ausgesprochen kontraproduktiv und wird sich auch nicht sehr lange halten.
Dazu folgender Text:
With the New York Stock Exchange's reputation as the market of choice for overseas companies at stake, the Securities and Exchange Commission signaled “a change in tone” yesterday toward foreign companies looking to avoid strict U.S. governance rules, Financial Times reported.
The Sarbanes-Oxley Act of 2002 laid down stringent new rules designed to protect U.S. investors in the wake of a spate of corporate scandals. Foreign companies are currently required to follow Sarbanes-Oxley if they are publicly listed in the U.S. Some have tried to get out of complying by delisting, but that doesn't get them off the hook if they have 300 or more U.S. investors. As it stands now, foreign companies must begin complying with the requirements from July 15, 2005 forward.
Foreign have had concerns about the cost of complying particularly with the act's Section 404, which requires companies to report on internal controls and to have the efficiency of the controls independently verified.
SEC Chairman William Donaldson was due to give a speech yesterday at the London School of Economics where he was expected to announce the “change in tone” on the issue, Financial Times reported, citing a person familiar with the SEC's thinking.
The move comes after heavy lobbying by British and German executives representing foreign companies with shares traded in the U.S. Several European companies said the high cost outweighed the benefits of a dual listing in New York, Financial Times reported.
Donaldson will continue to emphasize that Section 404 is the gold standard for investors, he was expected to say yesterday he is now willing to compromise to provide an easier exit for foreign companies. However, Donaldson is not expected to push for a change in rules that were designed to protect U.S. investors.
The SEC has expressed concern that the NYSE is now seen as a “roach hotel,” where you can check in, but you can't check out, Financial Times reported.
China Construction Bank, one of the country's Big Four state lenders, is considering shunning New York and listing its shares only in Hong Kong because of the high cost and strict requirements of US corporate governance rules, Financial Times reported, adding that the move by CCB would deprive the New York Stock Exchange of a $5 billion to $10billion initial public offering, the biggest IPO yet by a Chinese company.
Im Klartext bedeutet dies, dass die SEC sich die "strengen" Sarbanes-Oxley-Regeln für Ausländer nicht allzu lange wird leisten können, da sie sonst der NYSE das Geschäft ruiniert. Internationale Unternehmen sind eben nicht auf ein Listing an der Wall Street angewiesen - schon eher die New Yorker Börse auf die Erlöse aus den IPOs!
Nun aber einige wunderschöne Beispiele zu den jüngsten Bilanzskandalen (man beachte v.a. die Größenordnungen):
- MicroStrategy
- Computer Associates
- ENRON
- WorldCom und andere Telekom-Unternehmen
Für externe Bilanzadressaten ist dies einfach die einzige Information, die ihnen heute geboten wird.
Die Abschlußprüfer (CPAs) müssen diesen Machwerken (offiziell) ebenso hohe Beachtung zollen, sind sie doch, ex lege, die Wahrer der Interessen der "externen Eigentümer" (principals).
Aus Sicht der Unternehmensleitung (CEO, "angestellter Unternehmensleiter", agent) hingegen läßt sich der Nutzen dieser Instrumente schon viel schwerer erschließen. Die berühmte"Selbstinformationsfunktion" einer Bilanz kann, aus heutiger Sicht, bei monatelangen Erstellungs- und Prüfungszeiträumen im Vergleich zu tagesaktuellen, nicht-aggregierten internen Informationen aus prozeßgesteuerten DV-Systemen, welche zudem nicht dem Nachteil der irgendeiner Norm entsprechenden, willkürlichen Strukturierung und "Bewertung" ausgesetzt sind, nur noch als Witz aufgefaßt werden. Da sich aber "beim Geld der Spaß aufhört", sind CEOs daher auch nicht bereit mehr als das absolut durchsetzbare Minimalhonorar für diese Form der "Dienstleistung" aufzubringen.
Das Ergebnis dieser spannenden Interessenskonstellation ist für logisch denkende, unvoreingenommene Beobachter keine "unvorhersehbare Überraschung", die aus einer "Erwartungslücke" resultiert, sondern eine schnurgerade, zwingende Entwicklung: ein vernichtender Honorarwettbewerb, der zu Lasten der "Qualität der Abschlußprüfung" geführt wird (was immer man angesichts der ökonomischen Irrelevanz von Bilanzdaten unter dieser "Qualität" auch verstehen mag). Ebenso logisch und zwingend ist es, dass der Berufsstand der Prüfer (CPAs) in dieser Konstellation nach einem Ausweg suchen wird, um mit seinen Dienstleistungen endlich auch einmal die Kunden (CEOs) zufriedenzustellen und so für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation entstehen zu lassen. In der betriebswirtschaftlichen Beratung der Kunden wurde eine solche, von diesen tatsächlich wertgeschätzte, Dienstleistung mit der vielversprechenden Aussicht auf eine Win-Win-Situation schließlich gefunden.
Durch die rasante technologische Entwicklung wurden zahlreiche"Kernkompetenzen" der CPAs (v.a. im Umfeld der klassischen Buchhaltung) obsolet. Aus diesem Grunde wurde schon im Jahr 1997 vom AICPA (American Institute of Certified Public Accountants) der CPAVision-Process ins Leben gerufen, ein USA-weiter Brainstorming-Workshop mit der Zielsetzung, zu erkunden, welche Inhalte der Beruf des CPA nach dem Jahr 2010 haben könnte (die Ergebnisse dieses spannenden Workshops sind auf der Website http://www.cpavision.org publiziert). Der "Core Purpose" der Dienstleistung eines CPA wurde dabei wie folgt formuliert:
"Making sense of a changing and complex world."
Faszinierend ist v.a. auch, dass auf der gesamten CPAVision-Websitedie klassische Jahresabschlußprüfung kein einziges Mal mehr erwähnt wird! Sollte der visionäre Teil des Berufsstandes schon 1997 erkannt haben, dass dieses Geschäftsmodell "nicht für die Ewigkeit gemacht" ist...??
Man sollte es sich daher bei der Beurteilung der Beratungsleistungen der Prüfer nicht zu einfach machen (nach dem Motto "ein Prüfer soll nur prüfen, alles andere hat mit seinen Pflichten nichts zu tun und gefährdet nur seine Unabhängigkeit")! Die fundierte betriebswirtschaftliche Beratung ist in der Tat das einzige Geschäftsfeld, das den CPAs in Zukunft wirtschaftlichen Erfolg vermittels zufriedener Kunden wird bescheren können. Das offizielle Verbot der gleichzeitigen Beratung (gemäß Sarbanes-Oxley Act) ist so gesehen ausgesprochen kontraproduktiv und wird sich auch nicht sehr lange halten.
Dazu folgender Text:
With the New York Stock Exchange's reputation as the market of choice for overseas companies at stake, the Securities and Exchange Commission signaled “a change in tone” yesterday toward foreign companies looking to avoid strict U.S. governance rules, Financial Times reported.
The Sarbanes-Oxley Act of 2002 laid down stringent new rules designed to protect U.S. investors in the wake of a spate of corporate scandals. Foreign companies are currently required to follow Sarbanes-Oxley if they are publicly listed in the U.S. Some have tried to get out of complying by delisting, but that doesn't get them off the hook if they have 300 or more U.S. investors. As it stands now, foreign companies must begin complying with the requirements from July 15, 2005 forward.
Foreign have had concerns about the cost of complying particularly with the act's Section 404, which requires companies to report on internal controls and to have the efficiency of the controls independently verified.
SEC Chairman William Donaldson was due to give a speech yesterday at the London School of Economics where he was expected to announce the “change in tone” on the issue, Financial Times reported, citing a person familiar with the SEC's thinking.
The move comes after heavy lobbying by British and German executives representing foreign companies with shares traded in the U.S. Several European companies said the high cost outweighed the benefits of a dual listing in New York, Financial Times reported.
Donaldson will continue to emphasize that Section 404 is the gold standard for investors, he was expected to say yesterday he is now willing to compromise to provide an easier exit for foreign companies. However, Donaldson is not expected to push for a change in rules that were designed to protect U.S. investors.
The SEC has expressed concern that the NYSE is now seen as a “roach hotel,” where you can check in, but you can't check out, Financial Times reported.
China Construction Bank, one of the country's Big Four state lenders, is considering shunning New York and listing its shares only in Hong Kong because of the high cost and strict requirements of US corporate governance rules, Financial Times reported, adding that the move by CCB would deprive the New York Stock Exchange of a $5 billion to $10billion initial public offering, the biggest IPO yet by a Chinese company.
Im Klartext bedeutet dies, dass die SEC sich die "strengen" Sarbanes-Oxley-Regeln für Ausländer nicht allzu lange wird leisten können, da sie sonst der NYSE das Geschäft ruiniert. Internationale Unternehmen sind eben nicht auf ein Listing an der Wall Street angewiesen - schon eher die New Yorker Börse auf die Erlöse aus den IPOs!
Nun aber einige wunderschöne Beispiele zu den jüngsten Bilanzskandalen (man beachte v.a. die Größenordnungen):
- MicroStrategy
- Computer Associates
- ENRON
- WorldCom und andere Telekom-Unternehmen
Micro Strategy
MicroStrategy gab im März 2000 bekannt, dass es ein "Restatement of Earnings and Revenues" für die Jahre 1998 und 1999 durchführen musste. Ein ursprünglich ausgewiesener Gewinn von 12,6 Mio US-$ verwandelte sich, durch einen "change in revenue recognition policies", in einen Verlust in Höhe von über 34 Mio US-$.
Das Problem resultierte v.a. daraus, dass dieses Unternehmen nicht nur Softwarelizenzen verkauft, sondern auch Dienstleistungen erbringt (die Anpassung der Software an spezielle Kundenbedürfnisse) und die Erträge aus den mehrjährigen Verträgen gleich im ersten Jahr (dem Jahr des Vertragsabschlusses) auswies.
MicroStrategy betonte, dass es diese Erträge nach wie vor in den Folgejahren erwarte, d.h. es handelte sich offensichtlich um ein "bloßes Abgrenzungsproblem". Dennoch kam es zu einemKurssturz von 62% an einem einzigen Tag und einer damit verbundenen "Marktwertvernichtung" im Umfang von ca. 12 Mrd. US-$. Der Aktienkurs brach von 333,- $ im März 2000 auf weniger als 22,- $ im Mai 2000 ein (seit damals wird dieses Ereignis auch als "MicroTragedy" bezeichnet - eine charmante Untertreibung!).
Offensichtlich genügen die "geprüften US-Bilanzen" den Informationsbedürfnissen externer Adressaten nicht, sondern es müssen (zumindest) noch die folgenden Fragen beantwortet werden:
- Wann und wodurch werden Erträge realisiert?
- Ist diese Methode vergleichbar mit anderen Wettbewerbern derselben Branche?
- Ist diese Methode anerkannt und ausreichend beschrieben (Footnotes)?
- Falls es sich um eine "innovative" Methode handelt, ist diese zulässig, plausibel, ausreichend dokumentiert?
MicroStrategy gab im März 2000 bekannt, dass es ein "Restatement of Earnings and Revenues" für die Jahre 1998 und 1999 durchführen musste. Ein ursprünglich ausgewiesener Gewinn von 12,6 Mio US-$ verwandelte sich, durch einen "change in revenue recognition policies", in einen Verlust in Höhe von über 34 Mio US-$.
Das Problem resultierte v.a. daraus, dass dieses Unternehmen nicht nur Softwarelizenzen verkauft, sondern auch Dienstleistungen erbringt (die Anpassung der Software an spezielle Kundenbedürfnisse) und die Erträge aus den mehrjährigen Verträgen gleich im ersten Jahr (dem Jahr des Vertragsabschlusses) auswies.
MicroStrategy betonte, dass es diese Erträge nach wie vor in den Folgejahren erwarte, d.h. es handelte sich offensichtlich um ein "bloßes Abgrenzungsproblem". Dennoch kam es zu einemKurssturz von 62% an einem einzigen Tag und einer damit verbundenen "Marktwertvernichtung" im Umfang von ca. 12 Mrd. US-$. Der Aktienkurs brach von 333,- $ im März 2000 auf weniger als 22,- $ im Mai 2000 ein (seit damals wird dieses Ereignis auch als "MicroTragedy" bezeichnet - eine charmante Untertreibung!).
Offensichtlich genügen die "geprüften US-Bilanzen" den Informationsbedürfnissen externer Adressaten nicht, sondern es müssen (zumindest) noch die folgenden Fragen beantwortet werden:
- Wann und wodurch werden Erträge realisiert?
- Ist diese Methode vergleichbar mit anderen Wettbewerbern derselben Branche?
- Ist diese Methode anerkannt und ausreichend beschrieben (Footnotes)?
- Falls es sich um eine "innovative" Methode handelt, ist diese zulässig, plausibel, ausreichend dokumentiert?
Computer Associates
Die Bilanzmanipulationen bei Computer Associates folgten einem typischen Schema, welches auch bei zahlreichen anderen Unternehmen beobachtet werden kann (Quelle: Alex Berenson, "The Number", S 192 ff). Bilanzmanipulationen besitzen als wesentliche Charakteristik nämlich die Eigenschaft, dass ein Trick alleine nie ausreicht, um dauerhaft steigende Erträge bewirken zu können. Nach einiger Zeit ist das "Potential" dieser Technik erschöpft und man muss, sollen auch weiterhin steigende Gewinne berichtet werden, schrittweise zu immer "drastischeren" (und damit auch eindeutig illegaleren) Praktiken greifen.
Zunächst (Manipulation "erster Stufe") wurde der Umstand genutzt, dass die US-GAAP für Softwarehersteller einen feinen Unterschied zwischen Erträgen aus Lizenzverkäufen und Erträgen aus Wartungsverträgen vorsehen. Während die Erträge aus Wartungsverträgen nämlich über die Vertragslaufzeit verteilt ausgewiesen werden müssen, können die Erträge aus Lizenzverkäufen(auch wenn der Lizenzvertrag z.B. über 5 oder 10 Jahre läuft) gleich im ersten Jahr (dem des Vertragsabschlusses) realisiert werden. Daher wurden im ersten Schritt einfach alle Wartungsverträge auf Lizenzverträge "umgestellt" (und damit die Erträge zeitlich vorgezogen). Nach einiger Zeit kann aber natürlich aus dieser Methode kein neues Ertragspotential mehr generiert werden (spätestens dann, wenn keine Wartungsverträge mehr existieren, sondern nur noch "Lizenzverträge").
Daher wurde im nächsten Schritt (Manipulation "zweiter Stufe") folgende Taktik gewählt: CA kaufte kleinere Softwareunternehmen, welche vom Tätigkeitsinhalt einigermaßen kompatibel waren auf (wobei deren Wartungs- und Lizenzverträge danach nämlich auch wieder auf "Lizenzverträge" von CA umgeschrieben und auch diese Erträge zeitlich vorgezogen werden konnten). Es klingt zwar eigenartig, aber gemäß meiner Quelle war nach einiger Zeit auch diese Methode erschöpft, da es praktisch kein kleineres Softwareunternehmen mehr gab, das inhaltlich zu CA passte und nicht bereits aufgekauft worden war.
An sich ist der Kauf kleinerer Unternehmen überhaupt ein probates Mittel, börsentechnisch erfolgreich zu erscheinen, vorausgesetzt, die Aktien des gekauften Unternehmens notieren zu einem niedrigeren Kurs, als die Aktien des übernehmenden Unternehmens, da in diesem Fall ja dann die Aktien des gekauften Unternehmens automatisch zu solchen des übernehmenden Unternehmens werden und alleine schon dieser Effekt die Marktkapitalisierung des übernehmenden Unternehmens deutlich erhöhen kann (ein Grund, weshalb bei vielen Unternehmensübernahmen oftmals große Skepsis vorherrscht, weil eben, aus der Perspektive des externen Informationsadressaten nicht genau gesagt werden kann, ob von der Geschäftsleitung tatsächlich wirtschaftliche Synergien aus der Übernahme erwartet werden oder lediglich dieser börsentechnische Effekt im Vordergrund der Überlegungen steht).
Da für CA aber letztlich keine geeigneten Unternehmen zum Kauf mehr auffindbar waren, griffen die Vorstände zum letzten (und wohl drastischesten) Mittel (Manipulation "dritter Stufe"): pro forma statements. Darunter werden an sich durchaus sinnvolle Bilanz- bzw. Gewinn- und Verlustrechnungen (resp. Cash Flow Statements) verstanden, welche aber nicht einer bestimmten Norm gehorchen (wie etwa US-GAAP oder IFRS), sondern unter Anwendung anderer, in diesem Fall u.U. als sinnvoller erachteter Bewertungsregeln erstellt wurden. Auch Planbilanzen und Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen, also Rechenwerke, die sich auf zukünftige Perioden beziehen, können unter diesem Begriff verstanden werden. Da die herrschenden Rechnungslegungsnormen in vielen Fällen recht eigentümliche, und in manchen Situationen nicht sehr wirtschaftlich aussagekräftige, Bewertungsregeln vorschreiben, ist die Möglichkeit, solche pro forma statements externen Informationsadressaten zur Verfügung zu stellen daher auch durchaus sinnvoll und sehr zu begrüßen. Problematisch daran ist lediglich, dass zahlreiche Unternehmen diese Möglichkeit zum Mißbrauch nutzten, indem sie, wie auch CA, bei Pressekonferenzen und in der externen Kommunikation die Aufmerksamkeit primär nur auf diese Zahlenwerke lenkten und diese letztlich aber nur erstellt waren, um gezielt die Erwartungen des Kapitalmarktes zu beeinflussen.
Im Falle von CA wiesen etwa die Gewinne in den pro forma statements immer noch steigende Tendenz aus (selbst als in den US-GAAP Ergebnisrechnungen die Gewinne bereits sanken). In einer kleinen Fußnote zu den pro forma statements wurde auch ersichtlich weshalb: in diesen Ergebnisrechnungen wurden die Erträge aus den Lizenzverträgen nun nämlich plötzlich "über die Vertragslaufzeit verteilt", d.h. jene Erträge, die in den offiziellen (US-GAAP-) Ergebnisrechnungen bereits in vergangenen Perioden ausgewiesen worden waren, wurden nun, nochmals, über die Laufzeit verteilt ausgewiesen.
Die Bilanzmanipulationen bei Computer Associates folgten einem typischen Schema, welches auch bei zahlreichen anderen Unternehmen beobachtet werden kann (Quelle: Alex Berenson, "The Number", S 192 ff). Bilanzmanipulationen besitzen als wesentliche Charakteristik nämlich die Eigenschaft, dass ein Trick alleine nie ausreicht, um dauerhaft steigende Erträge bewirken zu können. Nach einiger Zeit ist das "Potential" dieser Technik erschöpft und man muss, sollen auch weiterhin steigende Gewinne berichtet werden, schrittweise zu immer "drastischeren" (und damit auch eindeutig illegaleren) Praktiken greifen.
Zunächst (Manipulation "erster Stufe") wurde der Umstand genutzt, dass die US-GAAP für Softwarehersteller einen feinen Unterschied zwischen Erträgen aus Lizenzverkäufen und Erträgen aus Wartungsverträgen vorsehen. Während die Erträge aus Wartungsverträgen nämlich über die Vertragslaufzeit verteilt ausgewiesen werden müssen, können die Erträge aus Lizenzverkäufen(auch wenn der Lizenzvertrag z.B. über 5 oder 10 Jahre läuft) gleich im ersten Jahr (dem des Vertragsabschlusses) realisiert werden. Daher wurden im ersten Schritt einfach alle Wartungsverträge auf Lizenzverträge "umgestellt" (und damit die Erträge zeitlich vorgezogen). Nach einiger Zeit kann aber natürlich aus dieser Methode kein neues Ertragspotential mehr generiert werden (spätestens dann, wenn keine Wartungsverträge mehr existieren, sondern nur noch "Lizenzverträge").
Daher wurde im nächsten Schritt (Manipulation "zweiter Stufe") folgende Taktik gewählt: CA kaufte kleinere Softwareunternehmen, welche vom Tätigkeitsinhalt einigermaßen kompatibel waren auf (wobei deren Wartungs- und Lizenzverträge danach nämlich auch wieder auf "Lizenzverträge" von CA umgeschrieben und auch diese Erträge zeitlich vorgezogen werden konnten). Es klingt zwar eigenartig, aber gemäß meiner Quelle war nach einiger Zeit auch diese Methode erschöpft, da es praktisch kein kleineres Softwareunternehmen mehr gab, das inhaltlich zu CA passte und nicht bereits aufgekauft worden war.
An sich ist der Kauf kleinerer Unternehmen überhaupt ein probates Mittel, börsentechnisch erfolgreich zu erscheinen, vorausgesetzt, die Aktien des gekauften Unternehmens notieren zu einem niedrigeren Kurs, als die Aktien des übernehmenden Unternehmens, da in diesem Fall ja dann die Aktien des gekauften Unternehmens automatisch zu solchen des übernehmenden Unternehmens werden und alleine schon dieser Effekt die Marktkapitalisierung des übernehmenden Unternehmens deutlich erhöhen kann (ein Grund, weshalb bei vielen Unternehmensübernahmen oftmals große Skepsis vorherrscht, weil eben, aus der Perspektive des externen Informationsadressaten nicht genau gesagt werden kann, ob von der Geschäftsleitung tatsächlich wirtschaftliche Synergien aus der Übernahme erwartet werden oder lediglich dieser börsentechnische Effekt im Vordergrund der Überlegungen steht).
Da für CA aber letztlich keine geeigneten Unternehmen zum Kauf mehr auffindbar waren, griffen die Vorstände zum letzten (und wohl drastischesten) Mittel (Manipulation "dritter Stufe"): pro forma statements. Darunter werden an sich durchaus sinnvolle Bilanz- bzw. Gewinn- und Verlustrechnungen (resp. Cash Flow Statements) verstanden, welche aber nicht einer bestimmten Norm gehorchen (wie etwa US-GAAP oder IFRS), sondern unter Anwendung anderer, in diesem Fall u.U. als sinnvoller erachteter Bewertungsregeln erstellt wurden. Auch Planbilanzen und Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen, also Rechenwerke, die sich auf zukünftige Perioden beziehen, können unter diesem Begriff verstanden werden. Da die herrschenden Rechnungslegungsnormen in vielen Fällen recht eigentümliche, und in manchen Situationen nicht sehr wirtschaftlich aussagekräftige, Bewertungsregeln vorschreiben, ist die Möglichkeit, solche pro forma statements externen Informationsadressaten zur Verfügung zu stellen daher auch durchaus sinnvoll und sehr zu begrüßen. Problematisch daran ist lediglich, dass zahlreiche Unternehmen diese Möglichkeit zum Mißbrauch nutzten, indem sie, wie auch CA, bei Pressekonferenzen und in der externen Kommunikation die Aufmerksamkeit primär nur auf diese Zahlenwerke lenkten und diese letztlich aber nur erstellt waren, um gezielt die Erwartungen des Kapitalmarktes zu beeinflussen.
Im Falle von CA wiesen etwa die Gewinne in den pro forma statements immer noch steigende Tendenz aus (selbst als in den US-GAAP Ergebnisrechnungen die Gewinne bereits sanken). In einer kleinen Fußnote zu den pro forma statements wurde auch ersichtlich weshalb: in diesen Ergebnisrechnungen wurden die Erträge aus den Lizenzverträgen nun nämlich plötzlich "über die Vertragslaufzeit verteilt", d.h. jene Erträge, die in den offiziellen (US-GAAP-) Ergebnisrechnungen bereits in vergangenen Perioden ausgewiesen worden waren, wurden nun, nochmals, über die Laufzeit verteilt ausgewiesen.
ENRON
Ein klassisches Beispiel für falsch verstandene Wirtschaft war wohl die Causa ENRON. Wie genau kam es zu dieser Katastrophe? Mittels Fusion zweier Gasversorgungsunternehmen wurde Enron 1985 geschaffen. Enron zählte bis zu seinem Zusammenbruch im Dezember 2001 zu den sieben marktkapitalisierungsmäßig größten Konzernen der USA, wobei sich Enrons Börsenwert seit 1996 um 50 Mrd. US-$ erhöhte und die Gewinne über 20 Quartale hinweg anstiegen. Jeffrey Skilling (President 1997-2001) war ursprünglich Partner der Beratungsfirma McKinsey und dort u.a. im Partnerauswahlgremium dafür verantwortlich, dass nicht zu viele neue Partner den Kuchen für die bereits „eingesessenen“ Partner verkleinerten. Sein fürstliches Einkommen konnte seine tödliche Langeweile nicht kompensieren, und so nahm er das Angebot eines Klienten, die für ihn entwickelte Strategie auch gleich selbst umzusetzen, nach kurzer Überlegung als persönliche Chance „die Welt zu verändern“ freudig an. Seine Idee war es, das langweilige Gashandelsgeschäft wesentlich aufregender zu gestalten, indem er die Versorgungsverträge kurzerhand in „Wertpapiere“ konvertierte und diese an einer speziellen Börse handelsfähig machte (Enron als „Energiebank“). Diese neu kreierten Finanzinnovationen sollten sodann nach der Mark-to-Market-Methode bilanziell bewertet werden. Für diese Bilanzierungspraxis mußte zuvor jedoch das Einverständnis der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) eingeholt werden. Skilling bereitete daher eine entsprechende Präsentation vor, bei der v.a. auch auf den Einsatz der Mark-to-Market-Bewertung hingewiesen wurde. Tatsächlich bemerkte ein Mitglied der SEC während der Präsentation: „Das ist genau die Bewertungsmethode, welche wir schon lange von unseren Banken fordern, diese aber nicht anwenden wollen. Und Sie wollen diese freiwillig anwenden?“ Damit war für Skilling die „Schlacht gewonnen“ und die rasante Fahrt in die Spekulationsblase nicht mehr aufzuhalten. Die schlichte Unfähigkeit der Börsenaufsicht, hinter einem bloßen Bewertungsprinzip noch die grundverschiedenen Geschäftsmodelle eines Energieversorgers und einer Bank zu erkennen, war somit die Wurzel eines der größten Unternehmenszusammenbrüche der amerikanischen Geschichte!
Ein klassisches Beispiel für falsch verstandene Wirtschaft war wohl die Causa ENRON. Wie genau kam es zu dieser Katastrophe? Mittels Fusion zweier Gasversorgungsunternehmen wurde Enron 1985 geschaffen. Enron zählte bis zu seinem Zusammenbruch im Dezember 2001 zu den sieben marktkapitalisierungsmäßig größten Konzernen der USA, wobei sich Enrons Börsenwert seit 1996 um 50 Mrd. US-$ erhöhte und die Gewinne über 20 Quartale hinweg anstiegen. Jeffrey Skilling (President 1997-2001) war ursprünglich Partner der Beratungsfirma McKinsey und dort u.a. im Partnerauswahlgremium dafür verantwortlich, dass nicht zu viele neue Partner den Kuchen für die bereits „eingesessenen“ Partner verkleinerten. Sein fürstliches Einkommen konnte seine tödliche Langeweile nicht kompensieren, und so nahm er das Angebot eines Klienten, die für ihn entwickelte Strategie auch gleich selbst umzusetzen, nach kurzer Überlegung als persönliche Chance „die Welt zu verändern“ freudig an. Seine Idee war es, das langweilige Gashandelsgeschäft wesentlich aufregender zu gestalten, indem er die Versorgungsverträge kurzerhand in „Wertpapiere“ konvertierte und diese an einer speziellen Börse handelsfähig machte (Enron als „Energiebank“). Diese neu kreierten Finanzinnovationen sollten sodann nach der Mark-to-Market-Methode bilanziell bewertet werden. Für diese Bilanzierungspraxis mußte zuvor jedoch das Einverständnis der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) eingeholt werden. Skilling bereitete daher eine entsprechende Präsentation vor, bei der v.a. auch auf den Einsatz der Mark-to-Market-Bewertung hingewiesen wurde. Tatsächlich bemerkte ein Mitglied der SEC während der Präsentation: „Das ist genau die Bewertungsmethode, welche wir schon lange von unseren Banken fordern, diese aber nicht anwenden wollen. Und Sie wollen diese freiwillig anwenden?“ Damit war für Skilling die „Schlacht gewonnen“ und die rasante Fahrt in die Spekulationsblase nicht mehr aufzuhalten. Die schlichte Unfähigkeit der Börsenaufsicht, hinter einem bloßen Bewertungsprinzip noch die grundverschiedenen Geschäftsmodelle eines Energieversorgers und einer Bank zu erkennen, war somit die Wurzel eines der größten Unternehmenszusammenbrüche der amerikanischen Geschichte!
WorldCom und andere Telekoms
Hunderte dieser Unternehmen sind im letzten Jahrfünft von der Bildfläche verschwunden. Unternehmensführer, welche in der amerikanischen Wirtschaftspresse reihenweise „Man of the Year“-Awards entgegennahmen, steuerten ihre Firmen geradewegs in den Abgrund. Der von WorldCom lediglich in den Jahren 2001 und 2002 eingestandene Bilanzbetrug belief sich auf 3,7 Mrd. US-$. Darüber hinaus befaßte sich ein Kongressausschuss mit der Frage, ob dieses Unternehmen in diesen Jahren seinen Kunden im Ausmaß von 3 Mrd. US-$ zu hohe Rechnungen gestellt habe. Bei diesen betraglichen Dimensionen stellt sich unwillkürlich die Frage nach der Qualität der Tätigkeit der Abschlussprüfer (Arthur Andersen). Offensichtlich fanden gewissenhafte Abschlussprüfungen gar nicht statt: „Andersen was asked whether they had requested journal entries from WorldCom officials to document the numbers with which they had been presented, and replied that they had not. They did claim to have asked for ‘top-side-entries’, or notations of accounting handled outside normal company practice, and were told there were none.”
Beim Börsengang von WorldCom erhielten zahlreiche Vorstandsmitglieder von der Investmentbank Salomon Aktien zum Ausgabekurs und verdienten damit durchschnittlich 2,3 Mio. US-$ pro Person. Dies erfolgte offenbar als Gegengeschäft für die Börseneinführung, eine zu dieser Zeit allgemein übliche Praxis: „Essentially, the charge was that the shares had been directed to WorldCom leaders in return for lucrative investment banking business for Salomon. … In its own defence (how the rich get richer), Salomon says that its actions amounted to common practice and were entirely consistent with industry regulations. It was, apparently, quite normal for hot IPO shares to be distributed to major clients.”
In zahlreichen Ländern schritten sodann die Finanzminister zu einer höchst eigenartigen Tat: Es wurden UMTS-Lizenzen öffentlich versteigert. Keinem verantwortlichen Politiker schien es je in den Sinn gekommen zu sein, dass dadurch die Telekom-Industrie des eigenen Landes massiv geschädigt (und das Vermögen unzähliger Kleinaktionäre, da Telekom-Aktien zumeist als „Volksaktien“ fungierten, vernichtet) werden könnte. Die zwölf teuersten Lizenzen wurden im Vereinigten Königreich und in Deutschland verkauft, die fünf nächst teuren in Italien. Um horrende Summen (Vodafone z.B. bezahlte für die Lizenzen 9 Mrd. US-$) wurde somit das fragwürdige Recht erworben, Dienste anzubieten, von denen niemand sagen konnte, ob sie am Markt jemals nachgefragt werden würden! Doch die Geschäftspläne der damaligen Zeit ließen auf rosige Zeiten hoffen, schließlich wurden in diesen Plänen genau jene Wachstumsraten prognostiziert, welche bei der ursprünglichen Einführung der ersten Handys (in der Zeit des Festnetzes) am Markt beobachtet werden konnten. Dass diese Wachstumsraten in Zeiten, da bereits die meisten Menschen zwei oder drei Handys mit SMS- und email-Funktion besaßen und als neueste „Innovation“ dann lediglich noch Bilder und Filmchen auf einem Guckloch-ähnlichen Display betrachtet werden konnten, wohl nicht ganz realistisch wären, ist den hochbezahlten Vorständen und Beratern damals wohl auch nicht in den Sinn gekommen.
Nach wie vor leidet der Telekom-Markt (und mit ihm Millionen von Kunden) unter dem ökonomischen Irrsinn der UMTS-Lizenzversteigerungen. Genau in jenen Ländern, in denen die höchsten Lizenzpreise erzielt wurden, sind die Unternehmen am nachhaltigsten geschädigt. Am Markt herrscht ein, durch Regulatoren angeordneter, gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Telekom-Provider konkurrieren sich selbst mit unterschiedlichen Tarifmodellen (und werben eigene Kunden mit neuen Tarifen aus bereits bestehenden Tarifmodellen ab). Die neuesten und niedrigsten Tarife können idR nur mittels Quersubventionierung durchgehalten werden. Es ist absehbar, dass es demnächst zu massiven Marktbereinigungen kommen wird, wonach wieder nur wenige große Unternehmen weiterbestehen werden (diese zwangsläufige Entwicklung war auch Joseph Schumpeter schon klar!). Es darf (im Sinne der heute modernen Ideologie) damit gerechnet werden, dass im zukünftigen Oligopol bzw. Monopol abermals die Regulatoren einschreiten werden, um künstlichen (Preis- und Verdrängungs-)Wettbewerb zu erzeugen, wodurch zahlreiche kleine Konkurrenten zunächst den Markt „beleben“, welche die Preise dann abermals in wirtschaftlich unsinnige Tiefen drücken, der Markt neuerlich „bereinigt“ wird etc. ad infinitum.
Hunderte dieser Unternehmen sind im letzten Jahrfünft von der Bildfläche verschwunden. Unternehmensführer, welche in der amerikanischen Wirtschaftspresse reihenweise „Man of the Year“-Awards entgegennahmen, steuerten ihre Firmen geradewegs in den Abgrund. Der von WorldCom lediglich in den Jahren 2001 und 2002 eingestandene Bilanzbetrug belief sich auf 3,7 Mrd. US-$. Darüber hinaus befaßte sich ein Kongressausschuss mit der Frage, ob dieses Unternehmen in diesen Jahren seinen Kunden im Ausmaß von 3 Mrd. US-$ zu hohe Rechnungen gestellt habe. Bei diesen betraglichen Dimensionen stellt sich unwillkürlich die Frage nach der Qualität der Tätigkeit der Abschlussprüfer (Arthur Andersen). Offensichtlich fanden gewissenhafte Abschlussprüfungen gar nicht statt: „Andersen was asked whether they had requested journal entries from WorldCom officials to document the numbers with which they had been presented, and replied that they had not. They did claim to have asked for ‘top-side-entries’, or notations of accounting handled outside normal company practice, and were told there were none.”
Beim Börsengang von WorldCom erhielten zahlreiche Vorstandsmitglieder von der Investmentbank Salomon Aktien zum Ausgabekurs und verdienten damit durchschnittlich 2,3 Mio. US-$ pro Person. Dies erfolgte offenbar als Gegengeschäft für die Börseneinführung, eine zu dieser Zeit allgemein übliche Praxis: „Essentially, the charge was that the shares had been directed to WorldCom leaders in return for lucrative investment banking business for Salomon. … In its own defence (how the rich get richer), Salomon says that its actions amounted to common practice and were entirely consistent with industry regulations. It was, apparently, quite normal for hot IPO shares to be distributed to major clients.”
In zahlreichen Ländern schritten sodann die Finanzminister zu einer höchst eigenartigen Tat: Es wurden UMTS-Lizenzen öffentlich versteigert. Keinem verantwortlichen Politiker schien es je in den Sinn gekommen zu sein, dass dadurch die Telekom-Industrie des eigenen Landes massiv geschädigt (und das Vermögen unzähliger Kleinaktionäre, da Telekom-Aktien zumeist als „Volksaktien“ fungierten, vernichtet) werden könnte. Die zwölf teuersten Lizenzen wurden im Vereinigten Königreich und in Deutschland verkauft, die fünf nächst teuren in Italien. Um horrende Summen (Vodafone z.B. bezahlte für die Lizenzen 9 Mrd. US-$) wurde somit das fragwürdige Recht erworben, Dienste anzubieten, von denen niemand sagen konnte, ob sie am Markt jemals nachgefragt werden würden! Doch die Geschäftspläne der damaligen Zeit ließen auf rosige Zeiten hoffen, schließlich wurden in diesen Plänen genau jene Wachstumsraten prognostiziert, welche bei der ursprünglichen Einführung der ersten Handys (in der Zeit des Festnetzes) am Markt beobachtet werden konnten. Dass diese Wachstumsraten in Zeiten, da bereits die meisten Menschen zwei oder drei Handys mit SMS- und email-Funktion besaßen und als neueste „Innovation“ dann lediglich noch Bilder und Filmchen auf einem Guckloch-ähnlichen Display betrachtet werden konnten, wohl nicht ganz realistisch wären, ist den hochbezahlten Vorständen und Beratern damals wohl auch nicht in den Sinn gekommen.
Nach wie vor leidet der Telekom-Markt (und mit ihm Millionen von Kunden) unter dem ökonomischen Irrsinn der UMTS-Lizenzversteigerungen. Genau in jenen Ländern, in denen die höchsten Lizenzpreise erzielt wurden, sind die Unternehmen am nachhaltigsten geschädigt. Am Markt herrscht ein, durch Regulatoren angeordneter, gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Telekom-Provider konkurrieren sich selbst mit unterschiedlichen Tarifmodellen (und werben eigene Kunden mit neuen Tarifen aus bereits bestehenden Tarifmodellen ab). Die neuesten und niedrigsten Tarife können idR nur mittels Quersubventionierung durchgehalten werden. Es ist absehbar, dass es demnächst zu massiven Marktbereinigungen kommen wird, wonach wieder nur wenige große Unternehmen weiterbestehen werden (diese zwangsläufige Entwicklung war auch Joseph Schumpeter schon klar!). Es darf (im Sinne der heute modernen Ideologie) damit gerechnet werden, dass im zukünftigen Oligopol bzw. Monopol abermals die Regulatoren einschreiten werden, um künstlichen (Preis- und Verdrängungs-)Wettbewerb zu erzeugen, wodurch zahlreiche kleine Konkurrenten zunächst den Markt „beleben“, welche die Preise dann abermals in wirtschaftlich unsinnige Tiefen drücken, der Markt neuerlich „bereinigt“ wird etc. ad infinitum.