Ein wesentliches, konzeptionelles Problem, das heute zu beobachten ist, scheint zu sein, dass die in der Wirtschaftspraxis vorherrschenden (normativen wie technischen) Systeme, also die gesetzlichen und organisatorischen Regeln ebenso wie die dominierenden IT-Systeme (ERP-Lösungen, Datenbankanwendungen) als "die Realität" angesehen werden, an die man sich "anpassen"sollte, d.h. es wird u.a. auch als Ziel der Ausbildung angesehen, möglichst gut mit diesen Systemen zurecht zu kommen, da sie als die "wirtschaftliche Realität" gelten.
Ignoriert werden bei dieser Sichtweise sowohl die immanenten Schwächen dieser zur Zeit dominierenden Systeme (z.B. sind die meisten rechtlichen und organisatorischen Normen heute veraltet und berücksichtigen nicht das aktuelle technologische und wirtschaftliche Umfeld bzw. die relationalen Datenbanken schränken die Unternehmen drastisch in ihrer Flexibilität ein und Organisationen, welche auf dieser Technologie basierende ERP-Systeme einsetzen, riskieren durch die sinkende Performance mitunter deutliche Wettbewerbsnachteile), als auch die einfache Tatsache, dass auch diese normativen wie technologischen Systeme lediglich eine bestimmte Ausprägung einer Übergangsphase repräsentieren, welche früher oder später durch andere, qualitativ bessere, flexiblere bzw. leistungsfähigere Normen resp. Systeme ersetzt werden.
Der Grund für diese eindeutig dominierende Sichtweise scheint mir in deranalytischen Vorgangsweise zu liegen, d.h. die zur Zeit in praxi beobachtbaren Syteme werden implizit als die einzig möglichen betrachtet und danach bis zum Übermaß analysiert, d.h. in immer kleinere, atomare Einzelteile zerlegt, in der Meinung, dass dadurch ein wesentlicher Erkenntnisgewinn erzielt würde.
Dieser Vorgangsweise möchte ich, als konzeptionellen Rahmen meiner eigenen Forschungstätigkeiten, die Idee der
SYNTH-ETHISCHEN WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
entgegenstellen. Das Kunstwort synth-ethisch (mit bewußter Hervorhebung des zweiten "H") setzt sich einerseits aus "synthetisch"zusammen, d.h. es sollte hierbei nicht von den zur Zeit dominanten Systemen ausgegangen werden, sondern die normativen und technischen Systeme sollten komplett neu entworfen werden. Im Mittelpunkt dieser Bestrebungen sollten die natürlichen Grundgesetze des menschlichen Verhaltens stehen. Menschliches Verhalten steuert die Entscheidungsprozesse nämlich ebenso wie die zwischenmenschliche Kommunikation und menschliche Kommunikationsprozesse sind daher auch jene kleinsten, konzeptionellen Bausteine, aus welchen "das Unternehmen", als Modell, neu erdacht werden sollte.
So verstandene Kommunikationsprozesse verlangen am Ende immer ein "Verstehen" des Empfängers einer Botschaft, weshalb diese Art der Kommunikation auch nur zwischen Menschen stattfinden kann (und z.B. nicht zwischen Mensch und technischem System oder zwischen zwei technischen Systemen). Diese Art von Kommunikation hat aber natürlich nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn sie auch "ernst gemeint" ist, d.h. wenn "echte" Information fließt, bzw. Ehrlichkeit im Mittelpunkt steht. Dieser Aspekt wird mit dem künstlich hervorgehobenen zweiten "H" im zweiten Teil des Begriffes dargestellt. Ethik (zunächst als pars pro toto am Konzept der "ehrlichen Kommunikation" erklärt) ist somit ein integrativer Bestandteil menschlicher Kommunikationsprozesseund diese die modellhafte Grundlage für alle relevanten wirtschaftlichen Aktivitäten.
Prof. Mills beschreibt in seinem Buch (D. Quinn Mills, "Wheel, Deal and Steal") die Probleme, welchen er sich regelmäßig gegenüber sieht, wenn er versucht, Ethik aus moralischer Perspektive in Lehrveranstaltungen inExecutive MBA-Kursen mit seinen Studierenden zu diskutieren. Diese kämen nämlich einerseits in diese Kurse "to have their tickets punched" (d.h. sie sind lediglich an einem Abschlußzeugnis und dem Titel interessiert, nicht hingegen an den präsentierten Inhalten -Ausbildung als ritualisierter Formalakt bzw. Geschäftsmodell für Bildungsinstitutionen), andererseits wäre ein moralischer Konsens in Einzelfallstudien einfach aufgrund des multikulturellen Umfelds, und den damit automatisch vertretenen zahlreichen unterschiedlichen Glaubens- und philosophischen Richtungen oftmals nicht möglich.
Ich denke, dass ein Regress auf die moralische Ebene, der letztlich immer nur in einer einzelverantwortlichen, unvergleichlichen Individualentscheidung münden kann, dann nicht notwendig ist, wenn man zentrale ethische Aspekte (wie z.B. die Ehrlichkeit in der Kommunikation) zu unverzichtbaren konzeptionellen Modellbausteinen macht. Jedem Menschen wird es nämlich sofort einsichtig sein, dass zwischenmenschliche Kommunikation nur dann funktionieren kann, wenn die Kommunikation offen und ehrlich erfolgt.Bewußt falsche Informationen ("Lügen") können allenfalls kurzfristig gewisse manipulative Effekte zeitigen, müssen aber langfristig (da sie sich wohl kaum auf ewig verbergen lassen) in jedem Falle schwere negative Folgen (v.a. auch für denjenigen, der von den kurzfristigen, manipulativen Effekten zunächst profitierte!) nach sich ziehen.
Auch einige andere Aussagen von Prof. Mills in dem oben zitierten Werk (siehe Literaturliste) sind in diesem Kontext hoch interessant und sollen hier kurz diskutiert werden. So beklagt er etwa, die Aussage eines Kritikers an Ethik-Lehrveranstaltungen wie folgt (S 216):
"ethics teaching... is hollow.... The evidence is not even clear that honesty pays."
Diese Aussage (is not even clear that honesty pays) finde ich deshalb so faszinierend, weil man sie gleich auf zwei völlig unterschiedliche Arten entkräften kann (sie stellt, meiner Meinung nach, ein Musterbeispiel dafür dar, welch entsetzliche Unbildung offenbar in Teilbereichen der amerikanischen Wirtschaft existiert).
Zunächst einmal wird hier ganz offensichtlich nicht zwischen Mittel- und Zweck unterschieden. Wenn überhaupt, so ist "honesty" allenfalls ein Mittel zu finanziellem Erfolg, welcher, als solcher völlig unhinterfragt und automatisch die oberste Position in der Zweck-Hierarchie einnimmt. Dass Geld selbst aber eigentlich immer nur Mittel und nie Zweck sein kann (Geld selbst kann nie zur Bedürfnisbefriedigung dienen, sondern muss dazu ja immer in konkrete Waren oder Dienstleistungen konvertiert werden) wird bei dieser Sichtweise natürlich nicht bedacht.
Doch selbst bei hypothetischer Übereinstimmung mit diesem seltsamen Zielsystem (d.h. einer Instrumentalisierung der Ehrlichkeit und Unterordnung dieser unter das Oberziel des finanziellen Erfolgs) bleibt die Frage nach dem Zeithorizont unbeantwortet, ja sogar ungestellt. Innerhalb welchen Zeitraums soll Ehrlichkeit "sich rechnen"? Wann wird die "endgültige" Abschlußrechnung präsentiert? Wann wissen wir wirklich und definitiv, welchen Erfolgsanteil wir der "Ehrlichkeit" oder "Unehrlichkeit" unseres Verhaltens zurechnen können?
Meiner Überzeugung nach ist das nicht möglich! Sicher hingegen scheint mir zu sein, dass jeder (Geschäfts-) Partner, der sich einmal hintergangen sieht (fühlt!) daraus in Zukunft Konsequenzen ziehen wird und diese dann sicherlich nicht zum Vorteil desjenigen, von dem er sich hintergangen fühlte, ausfallen werden.
Eine andere, höchst interessante, Aussage findet sich in diesem Buch auf S 215. Hier wird ein Professor für "business law" in einem Schreiben an die New York Times wie folgt zitiert:
"Finance professors have told me that insider trading rules and financial disclosure requirements simply undermine the efficiency of the markets."
Diese Aussage knüpft unmittelbar an Mangel Nr. 40 an, nämlich die inkompatiblen Grundannahmen von Kapitalmarkttheorie und Theorie der externen Rechnungslegung (konkret die Prämisse des informationseffizienten Kapitalmarkts). Natürlich haben, wie in vielen Fällen, beide recht: der Ethik- oder Rechnungswesenprofessor hat recht, wenn er offene, ehrliche Kommunikation fordert und der Finanzwirtschafts-Professor hat ebenso recht, wenn er feststellt, dass normative Vorschriften in jedem Falle Marktprozesse behindern und Markteffizienz vermindern bzw. verhindern.
Die Lösung dieses Problems ist aber nun nicht in völliger Verwirrung oder gar unreflektierten Verleumdungen einer Seite als "weniger ethisch" zu sehen, sondern kann nur in einer Überwindung jenes Paradigmas gesehen werden, welches uns, scheinbar, zur Beschränkung auf lediglich zwei Alternativen zu zwingen scheint:
"entweder strenge Rechnungslegungsnormen oder effiziente Märkte"
Dazu müssen zunächst diese Begriffe ihrerseits zerlegt und in weitere Möglichkeiten aufgespalten werden.
Etwa:
- Welchen Inhalt können "Rechnungslegungsnormen" denn konkret besitzen?
- Müssen dies exakt jene, überkommenen und längst schon wirtschaftlich irrelevanten Zerschlagungs-Rechenwerke sein?
- Müssen diese zwingend an "alle" Marktteilnehmer kommuniziert werden, oder wäre eine inhaltliche Abstufung möglich (z.B. bestimmte Informationen nur an bestehende Aktionäre, andere an Interessenten, der Rest an die breite Öffentlichkeit)?
- Was genau ist in diesem Kontext ein "Markt"?
- Passt das Markt-Modell (nach dem Muster "hier Geld da Ware") überhaupt für eine langfristige (u.a. auch finanzielle) Verbindung mit so hochgradig komplexen Organisationen wie heutigen börsenotierten Unternehmen?
Durch jede dieser Fragestellungen lassen sich zahlreiche neue, höchst interessante Möglichkeiten finden, Unternehmensbeteiligungen und das mit ihnen verbundene Reporting so zu gestalten, dass dies den Grundsätzen ehrlicher Kommunikation entspricht und gleichzeitig dieser Prozess von bestimmten (staatlichen oder privaten) externen Instanzen überwacht werden kann.
Ignoriert werden bei dieser Sichtweise sowohl die immanenten Schwächen dieser zur Zeit dominierenden Systeme (z.B. sind die meisten rechtlichen und organisatorischen Normen heute veraltet und berücksichtigen nicht das aktuelle technologische und wirtschaftliche Umfeld bzw. die relationalen Datenbanken schränken die Unternehmen drastisch in ihrer Flexibilität ein und Organisationen, welche auf dieser Technologie basierende ERP-Systeme einsetzen, riskieren durch die sinkende Performance mitunter deutliche Wettbewerbsnachteile), als auch die einfache Tatsache, dass auch diese normativen wie technologischen Systeme lediglich eine bestimmte Ausprägung einer Übergangsphase repräsentieren, welche früher oder später durch andere, qualitativ bessere, flexiblere bzw. leistungsfähigere Normen resp. Systeme ersetzt werden.
Der Grund für diese eindeutig dominierende Sichtweise scheint mir in deranalytischen Vorgangsweise zu liegen, d.h. die zur Zeit in praxi beobachtbaren Syteme werden implizit als die einzig möglichen betrachtet und danach bis zum Übermaß analysiert, d.h. in immer kleinere, atomare Einzelteile zerlegt, in der Meinung, dass dadurch ein wesentlicher Erkenntnisgewinn erzielt würde.
Dieser Vorgangsweise möchte ich, als konzeptionellen Rahmen meiner eigenen Forschungstätigkeiten, die Idee der
SYNTH-ETHISCHEN WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
entgegenstellen. Das Kunstwort synth-ethisch (mit bewußter Hervorhebung des zweiten "H") setzt sich einerseits aus "synthetisch"zusammen, d.h. es sollte hierbei nicht von den zur Zeit dominanten Systemen ausgegangen werden, sondern die normativen und technischen Systeme sollten komplett neu entworfen werden. Im Mittelpunkt dieser Bestrebungen sollten die natürlichen Grundgesetze des menschlichen Verhaltens stehen. Menschliches Verhalten steuert die Entscheidungsprozesse nämlich ebenso wie die zwischenmenschliche Kommunikation und menschliche Kommunikationsprozesse sind daher auch jene kleinsten, konzeptionellen Bausteine, aus welchen "das Unternehmen", als Modell, neu erdacht werden sollte.
So verstandene Kommunikationsprozesse verlangen am Ende immer ein "Verstehen" des Empfängers einer Botschaft, weshalb diese Art der Kommunikation auch nur zwischen Menschen stattfinden kann (und z.B. nicht zwischen Mensch und technischem System oder zwischen zwei technischen Systemen). Diese Art von Kommunikation hat aber natürlich nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn sie auch "ernst gemeint" ist, d.h. wenn "echte" Information fließt, bzw. Ehrlichkeit im Mittelpunkt steht. Dieser Aspekt wird mit dem künstlich hervorgehobenen zweiten "H" im zweiten Teil des Begriffes dargestellt. Ethik (zunächst als pars pro toto am Konzept der "ehrlichen Kommunikation" erklärt) ist somit ein integrativer Bestandteil menschlicher Kommunikationsprozesseund diese die modellhafte Grundlage für alle relevanten wirtschaftlichen Aktivitäten.
Prof. Mills beschreibt in seinem Buch (D. Quinn Mills, "Wheel, Deal and Steal") die Probleme, welchen er sich regelmäßig gegenüber sieht, wenn er versucht, Ethik aus moralischer Perspektive in Lehrveranstaltungen inExecutive MBA-Kursen mit seinen Studierenden zu diskutieren. Diese kämen nämlich einerseits in diese Kurse "to have their tickets punched" (d.h. sie sind lediglich an einem Abschlußzeugnis und dem Titel interessiert, nicht hingegen an den präsentierten Inhalten -Ausbildung als ritualisierter Formalakt bzw. Geschäftsmodell für Bildungsinstitutionen), andererseits wäre ein moralischer Konsens in Einzelfallstudien einfach aufgrund des multikulturellen Umfelds, und den damit automatisch vertretenen zahlreichen unterschiedlichen Glaubens- und philosophischen Richtungen oftmals nicht möglich.
Ich denke, dass ein Regress auf die moralische Ebene, der letztlich immer nur in einer einzelverantwortlichen, unvergleichlichen Individualentscheidung münden kann, dann nicht notwendig ist, wenn man zentrale ethische Aspekte (wie z.B. die Ehrlichkeit in der Kommunikation) zu unverzichtbaren konzeptionellen Modellbausteinen macht. Jedem Menschen wird es nämlich sofort einsichtig sein, dass zwischenmenschliche Kommunikation nur dann funktionieren kann, wenn die Kommunikation offen und ehrlich erfolgt.Bewußt falsche Informationen ("Lügen") können allenfalls kurzfristig gewisse manipulative Effekte zeitigen, müssen aber langfristig (da sie sich wohl kaum auf ewig verbergen lassen) in jedem Falle schwere negative Folgen (v.a. auch für denjenigen, der von den kurzfristigen, manipulativen Effekten zunächst profitierte!) nach sich ziehen.
Auch einige andere Aussagen von Prof. Mills in dem oben zitierten Werk (siehe Literaturliste) sind in diesem Kontext hoch interessant und sollen hier kurz diskutiert werden. So beklagt er etwa, die Aussage eines Kritikers an Ethik-Lehrveranstaltungen wie folgt (S 216):
"ethics teaching... is hollow.... The evidence is not even clear that honesty pays."
Diese Aussage (is not even clear that honesty pays) finde ich deshalb so faszinierend, weil man sie gleich auf zwei völlig unterschiedliche Arten entkräften kann (sie stellt, meiner Meinung nach, ein Musterbeispiel dafür dar, welch entsetzliche Unbildung offenbar in Teilbereichen der amerikanischen Wirtschaft existiert).
Zunächst einmal wird hier ganz offensichtlich nicht zwischen Mittel- und Zweck unterschieden. Wenn überhaupt, so ist "honesty" allenfalls ein Mittel zu finanziellem Erfolg, welcher, als solcher völlig unhinterfragt und automatisch die oberste Position in der Zweck-Hierarchie einnimmt. Dass Geld selbst aber eigentlich immer nur Mittel und nie Zweck sein kann (Geld selbst kann nie zur Bedürfnisbefriedigung dienen, sondern muss dazu ja immer in konkrete Waren oder Dienstleistungen konvertiert werden) wird bei dieser Sichtweise natürlich nicht bedacht.
Doch selbst bei hypothetischer Übereinstimmung mit diesem seltsamen Zielsystem (d.h. einer Instrumentalisierung der Ehrlichkeit und Unterordnung dieser unter das Oberziel des finanziellen Erfolgs) bleibt die Frage nach dem Zeithorizont unbeantwortet, ja sogar ungestellt. Innerhalb welchen Zeitraums soll Ehrlichkeit "sich rechnen"? Wann wird die "endgültige" Abschlußrechnung präsentiert? Wann wissen wir wirklich und definitiv, welchen Erfolgsanteil wir der "Ehrlichkeit" oder "Unehrlichkeit" unseres Verhaltens zurechnen können?
Meiner Überzeugung nach ist das nicht möglich! Sicher hingegen scheint mir zu sein, dass jeder (Geschäfts-) Partner, der sich einmal hintergangen sieht (fühlt!) daraus in Zukunft Konsequenzen ziehen wird und diese dann sicherlich nicht zum Vorteil desjenigen, von dem er sich hintergangen fühlte, ausfallen werden.
Eine andere, höchst interessante, Aussage findet sich in diesem Buch auf S 215. Hier wird ein Professor für "business law" in einem Schreiben an die New York Times wie folgt zitiert:
"Finance professors have told me that insider trading rules and financial disclosure requirements simply undermine the efficiency of the markets."
Diese Aussage knüpft unmittelbar an Mangel Nr. 40 an, nämlich die inkompatiblen Grundannahmen von Kapitalmarkttheorie und Theorie der externen Rechnungslegung (konkret die Prämisse des informationseffizienten Kapitalmarkts). Natürlich haben, wie in vielen Fällen, beide recht: der Ethik- oder Rechnungswesenprofessor hat recht, wenn er offene, ehrliche Kommunikation fordert und der Finanzwirtschafts-Professor hat ebenso recht, wenn er feststellt, dass normative Vorschriften in jedem Falle Marktprozesse behindern und Markteffizienz vermindern bzw. verhindern.
Die Lösung dieses Problems ist aber nun nicht in völliger Verwirrung oder gar unreflektierten Verleumdungen einer Seite als "weniger ethisch" zu sehen, sondern kann nur in einer Überwindung jenes Paradigmas gesehen werden, welches uns, scheinbar, zur Beschränkung auf lediglich zwei Alternativen zu zwingen scheint:
"entweder strenge Rechnungslegungsnormen oder effiziente Märkte"
Dazu müssen zunächst diese Begriffe ihrerseits zerlegt und in weitere Möglichkeiten aufgespalten werden.
Etwa:
- Welchen Inhalt können "Rechnungslegungsnormen" denn konkret besitzen?
- Müssen dies exakt jene, überkommenen und längst schon wirtschaftlich irrelevanten Zerschlagungs-Rechenwerke sein?
- Müssen diese zwingend an "alle" Marktteilnehmer kommuniziert werden, oder wäre eine inhaltliche Abstufung möglich (z.B. bestimmte Informationen nur an bestehende Aktionäre, andere an Interessenten, der Rest an die breite Öffentlichkeit)?
- Was genau ist in diesem Kontext ein "Markt"?
- Passt das Markt-Modell (nach dem Muster "hier Geld da Ware") überhaupt für eine langfristige (u.a. auch finanzielle) Verbindung mit so hochgradig komplexen Organisationen wie heutigen börsenotierten Unternehmen?
Durch jede dieser Fragestellungen lassen sich zahlreiche neue, höchst interessante Möglichkeiten finden, Unternehmensbeteiligungen und das mit ihnen verbundene Reporting so zu gestalten, dass dies den Grundsätzen ehrlicher Kommunikation entspricht und gleichzeitig dieser Prozess von bestimmten (staatlichen oder privaten) externen Instanzen überwacht werden kann.