mangel nr. 39
Bringen uns "Wissensbilanzen" weiter?
In erschreckend naiver Weise wurde seinerzeit (Karl-Erik Sveiby) einfach das Nettovermögen laut Bilanz neben den aktuellen Marktwert eines Unternehmens (Kurswert mal Anzahl der ausgegebenen Aktien) gestellt und aus der sich daraus ergebenden "Lücke" als "Forschungsfrage" deren "Erklärung" angestrebt!
Diese Zahlen kommen jeweils auf völlig unterschiedliche Arten zustande. Das Nettovermögen wird aufgrund einer Einzelbewertung (nach US-GAAP überwiegend nach historischen Anschaffungskosten) unter Befolgung einer Vielzahl wirtschaftlich fragwürdiger Regeln und unter Anwendung diverser Wahlrechte und Gestaltungen ermittelt.
Der aktuelle Marktwert ist ein Zufallswert aus (teilweise gesteuerten) Erwartungshaltungen der Marktteilnehmer, der ihren aktuellen Informationsstand widerspiegelt.
Aus dem tragischen Umstand, dass beide Zahlen in derselben Einheit ausgedrückt werden (US-$ oder €) darf in KEINEM FALLE geschlossen werden, dass diese beiden Werte arithmetisch sinnvoll miteinander verknüpft werden dürften oder eine so ermittelte Differenz womöglich noch sinnvoll interpretiert werden könnte!
Mein "Lieblingswerk" zu diesem Thema stammt übrigens von Baruch Lev ("Intangibles - Management, Measurement, and Reporting"). Dieser Autor erkennt zwar, dass das heutige Rechnungswesen seinen Ansprüchen in keiner Weise mehr gerecht wird (z.B. folgendes Zitat von S 118):
"It is widely recognized that the current accounting system does not convey relevant and timely information about the value chain (business model)."
Sein Verbesserungsvorschlag ist allerdings höchst unoriginell (einfach eine Kombination von Kaplan/Norton's Balanced Scorecard und der Porterschen Wertekette zum "Value Chain Scoreboard", natürlich wieder ohne genaue Angabe, wie man zu den gewünschten Werten - nämlich aus welchen Datenbanken und welchen laufenden Prozessen - gelangen sollte).
Besonderen Unterhaltungswert erlangt dieses Buch aber auch durch die Aussagen auf S 16:
"Success and leadership, even in traditional industries, can now be secured only by continuous innovation. Enron (electricity and gas production), Wal-Mart (retail), and Corning (previously producing housewares) are prime examples of companies that leverage major innovations to gain leading positions in their industries and sometimes even creating new fields (energy and bandwidth trading, in Enron's case)."
Eine beachtliche Aussage, wenn man bedenkt, dass das Werk Ende 2001 auf den Markt kam (Anfang 2002 platzte die Blase um die Schwindel-Firma "ENRON").
Das Problem an Wissensbilanzen ist somit nicht das Wissen (dieses ist natürlich höchst relevant, wert, gesammelt, bewahrt, vermittelt, generiert zu werden) sondern es sind die "Bilanzen" (d.h. der schon fast "pathologische" Drang, Wissen zu einem Stichtag in Geld zu bewerten).
Da Wissen eben nicht zu einem bestimmten Stichtag "gemessen" (und noch viel weniger in Geld bewertet) werden kann, sollte sich damit auch das Thema "Wissensbilanzen" eigentlich von selbst erledigt haben!
In erschreckend naiver Weise wurde seinerzeit (Karl-Erik Sveiby) einfach das Nettovermögen laut Bilanz neben den aktuellen Marktwert eines Unternehmens (Kurswert mal Anzahl der ausgegebenen Aktien) gestellt und aus der sich daraus ergebenden "Lücke" als "Forschungsfrage" deren "Erklärung" angestrebt!
Diese Zahlen kommen jeweils auf völlig unterschiedliche Arten zustande. Das Nettovermögen wird aufgrund einer Einzelbewertung (nach US-GAAP überwiegend nach historischen Anschaffungskosten) unter Befolgung einer Vielzahl wirtschaftlich fragwürdiger Regeln und unter Anwendung diverser Wahlrechte und Gestaltungen ermittelt.
Der aktuelle Marktwert ist ein Zufallswert aus (teilweise gesteuerten) Erwartungshaltungen der Marktteilnehmer, der ihren aktuellen Informationsstand widerspiegelt.
Aus dem tragischen Umstand, dass beide Zahlen in derselben Einheit ausgedrückt werden (US-$ oder €) darf in KEINEM FALLE geschlossen werden, dass diese beiden Werte arithmetisch sinnvoll miteinander verknüpft werden dürften oder eine so ermittelte Differenz womöglich noch sinnvoll interpretiert werden könnte!
Mein "Lieblingswerk" zu diesem Thema stammt übrigens von Baruch Lev ("Intangibles - Management, Measurement, and Reporting"). Dieser Autor erkennt zwar, dass das heutige Rechnungswesen seinen Ansprüchen in keiner Weise mehr gerecht wird (z.B. folgendes Zitat von S 118):
"It is widely recognized that the current accounting system does not convey relevant and timely information about the value chain (business model)."
Sein Verbesserungsvorschlag ist allerdings höchst unoriginell (einfach eine Kombination von Kaplan/Norton's Balanced Scorecard und der Porterschen Wertekette zum "Value Chain Scoreboard", natürlich wieder ohne genaue Angabe, wie man zu den gewünschten Werten - nämlich aus welchen Datenbanken und welchen laufenden Prozessen - gelangen sollte).
Besonderen Unterhaltungswert erlangt dieses Buch aber auch durch die Aussagen auf S 16:
"Success and leadership, even in traditional industries, can now be secured only by continuous innovation. Enron (electricity and gas production), Wal-Mart (retail), and Corning (previously producing housewares) are prime examples of companies that leverage major innovations to gain leading positions in their industries and sometimes even creating new fields (energy and bandwidth trading, in Enron's case)."
Eine beachtliche Aussage, wenn man bedenkt, dass das Werk Ende 2001 auf den Markt kam (Anfang 2002 platzte die Blase um die Schwindel-Firma "ENRON").
Das Problem an Wissensbilanzen ist somit nicht das Wissen (dieses ist natürlich höchst relevant, wert, gesammelt, bewahrt, vermittelt, generiert zu werden) sondern es sind die "Bilanzen" (d.h. der schon fast "pathologische" Drang, Wissen zu einem Stichtag in Geld zu bewerten).
Da Wissen eben nicht zu einem bestimmten Stichtag "gemessen" (und noch viel weniger in Geld bewertet) werden kann, sollte sich damit auch das Thema "Wissensbilanzen" eigentlich von selbst erledigt haben!